Matthias Mann erhält den renommierten Heineken Preis 2024

Die Pioniere der Proteomforschung Matthias Mann und sein Kollege Ruedi Aebersold erhalten den Dr. H.P. Heineken-Preis für Biochemie und Biophysik 2024

11. Juni 2024

Die Biochemiker Matthias Mann, Direktor und Leiter der Abteilung „Proteomik und Signaltransduktion“ am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München, wird zusammen mit Ruedi Aebersold, emeritierter Professor an der ETH Zürich, mit dem Dr. H.P. Heineken-Preis für Biochemie und Biophysik 2024 ausgezeichnet. Die Jury würdigt ihre Pionierarbeit auf dem Gebiet der Proteomik und insbesondere ihre bedeutenden und bahnbrechenden Beiträge zu neuen Techniken zur Untersuchung von Proteinen in einem gesamtheitlichen Ansatz. Dank ihrer Leistungen verstehen wir heute besser, wie gesunde Zellen funktionieren und was im Vergleich in kranken Zellen anders ist.
 

Proteine sind die molekularen Motoren und Maschinen der Zellen und spielen eine entscheidende Rolle bei praktisch allen biologischen Prozessen. Ohne Proteine gibt es keine Zellteilung, keinen Stoffwechsel und kein Wachstum. Lange Zeit ging man davon aus, dass ein Protein eine bestimmte Funktion erfüllt. Heute wissen wir, dass die Biologie viel komplexer ist. So hat sich gezeigt, dass ein Protein mit vielen anderen Proteinen zusammenwirkt, um verschiedene Funktionen zu erfüllen. Damit wir verstehen, wie Prozesse in unserem Körper ablaufen, müssen wir wissen, welche Proteine es gibt und wie sie miteinander zusammenarbeiten. Die Erforschung der Gesamtheit aller Proteine wird als Proteomikforschung bezeichnet.

Die Jury des Heinekenpreises ist der Ansicht, dass Matthias Mann und Ruedi Aebersold die treibenden Kräfte auf diesem Gebiet sind. Ihre Arbeiten haben wesentlich zur Identifizierung und Analyse von Proteinen beigetragen und neue Einblicke in deren Interaktion ermöglicht. Beide Wissenschaftler haben neue, innovative Techniken im Bereich der Massenspektrometrie entwickelt, die unter anderem genaue, quantitative Messungen von Tausenden von Proteinen gleichzeitig ermöglicht haben, eine Methode, die zum Standard in der Forschung geworden ist.

Mit Hilfe der Massenspektrometrie werden die Massen von Proteinen oder deren Fragmenten gemessen. Mit dieser Information lassen sich die Proteine mit extrem hoher Empfindlichkeit identifizieren. Matthias Mann war zusammen mit seinem Doktorvater und Ideengeber John Fenn, der 2002 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde, federführend bei der Entwicklung. Er entwickelte später einen Algorithmus, um herauszufinden, welche verschiedenen Proteine und wie viele davon in einer Probe vorhanden sind. Dank dieses "Peptidsequenz-Tag"-Algorithmus wurden viele wichtige Proteine entdeckt. Über drei Jahrzehnte hinweg hat Matthias Mann nun entscheidende Beiträge zur Analyse von Proteinen in lebenden Systemen geleistet.

Video über Matthias Mann

Über Matthias Mann

Matthias Mann, geboren 1959 in Thuine, studierte Physik und Mathematik an der Georg-August-Universität in Göttingen. 1988 promovierte er in Chemieingenieurwesen an der Yale University in New Haven, USA. Nach einem Postdoc-Aufenthalt an der Süddänischen Universität in Odense wurde er 1992 Gruppenleiter am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg. 1998 wurde er zum Professor für Bioinformatik an der Süddänischen Universität ernannt. Seit 2005 ist Matthias Mann Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried/Planegg bei München. Gleichzeitig ist er seit 2007 Direktor des Proteomik-Programms an der Universität Kopenhagen.

Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen für seine Forschung, unter anderem den Louis-Jeantet-Preis für Medizin, den Körber-Preis für die europäische Wissenschaft und den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis. Mit über 300.000 Zitationen ist Matthias Mann der meistzitierte Wissenschaftler in Deutschland. Pressemeldungen zur Forschung aus der Abteilung Mann finden Sie hier.

Über den Dr. H.P. Heineken-Preis für Biochemie und Biophysik

Alfred Heineken stiftete den Preis im Jahr 1964 als Hommage an seinen Vater, den Chemiker Henry Pierre Heineken. Alle zwei Jahre wird der Preis an einen weltweit anerkannten Forschenden verliehen, der bahnbrechende Entdeckungen auf diesem Gebiet vorweisen kann. Alle Preisträger*innen haben zu einer Spitzenforschung beigetragen, die ein großes Potenzial hat, das Leben der Menschen weltweit positiv zu beeinflussen, junge Forschende zu inspirieren und die Bedeutung von Wissen und eine effektive wissenschaftliche Kommunikation zu fördern. Der Preis besteht aus einem frei verfügbaren Preisgeld in Höhe von 300.000 USD und einer Trophäe, die von der Alfred Heineken Fondsen Stiftung gestiftet wird. 2024 ist es 60 Jahre her, dass Alfred Heineken den ersten Heineken-Preis ins Leben gerufen hat: den Dr. H.P. Heineken-Preis für Biochemie und Biophysik. Für dieses besondere Jubiläum hat die Jury beschlossen, nicht nur einen, sondern gleich zwei Spitzenwissenschaftler zu ehren.

 

 

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