Werner-von-Siemens-Ring an Prof. Dr. Dieter Oesterhelt

8. Dezember 2000

Prof. Dr. Dieter Oesterhelt, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, wird am 13. Dezember 2000 in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit dem Werner-von-Siemens-Ring ausgezeichnet. Zu diesem Ereignis sind Vertreter der Medien herzlich eingeladen.

Eine der höchsten deutschen Ehrungen für Technik und Naturwissenschaft, der Werner-von-Siemens-Ring, wird am 13. Dezember 2000 an Dieter Oesterhelt, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, verliehen. An der Feierstunde in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ist Bundespräsident Johannes Rau als Schirmherr der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring anwesend. Der Vorsitzende der Stiftung, Prof. Dr. Ernst O. Göbel, hält die Laudatio und überreicht den Ehrenring. Prof. Dr. Hubert Markl (Präsident der Max-Planck-Gesellschaft), Hans Zehetmair (Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst), und der Preisträger selbst werden Ansprachen halten. Die Feier wird umrahmt von Bläsern des Brasecco-Quintetts, das bereits als Preisträger beim Wettbewerb "Jugend musiziert" glänzte.

Oesterhelts Forschung ist vor allem der Photosynthese von Halobakterien gewidmet. Diese Archaeen wachsen bestens in heißen Salztümpeln. Er entdeckte, dass Halobakterien in ihrer Purpurmembran einen Farbstoff besitzen, der dem menschlichen Sehfarbstoff, dem Rhodopsin, sehr ähnlich ist und nannte ihn Bakteriorhodopsin. Mit diesem Membranprotein können die Bakterien Sonnenenergie in chemische Energie umwandeln, also Photosynthese treiben, d.h. mit Sonnenlicht als einziger Energiequelle wachsen. Bakteriorhodopsin hat seit Oesterhelts Entdeckung vor 30 Jahren in vielen Laboratorien dieser Welt Einzug gehalten und ist zu einer Art "Modellmembranprotein" geworden. Der Farbstoff wurde von Dieter Oesterhelt und seinen Mitarbeitern ausführlich in Bezug auf Struktur und Funktion charakterisiert.

Dieter Oesterhelt, der heuer seinen 60. Geburtstag feierte, arbeitet sehr erfolgreich über sein Fachgebiet hinaus mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen an der Weiterentwicklung und Nutzung der Erkenntnisse aus seiner Grundlagenforschung. Erst kürzlich stellte sein Kollege Prof. Dr. Norbert Hampp ein sogenanntes Interferometer vor, mit dem das Schwingungsverhalten von Flächen untersucht werden kann, wichtig bei zerstörungsfreien Prüfverfahren von Keramik- und Verbundwerkstoffen. Es nützt Bakteriorhodopsin als optischen Informationsspeicher. Seit 15 Jahren arbeitet Dieter Oesterhelt mit Norbert Hampp am Institut für Physikalische Chemie der Universität Marburg erfolgreich zusammen.

Nach seiner Promotion 1967 forschte Professor Oesterhelt weiter an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München, bevor er für ein Jahr nach San Francisco ging. 1971 kehrte er wieder an die LMU zurück und beschäftigte sich seither mit biologischer Energieumwandlung, insbesondere Photosynthese und Lichtsignalumwandlung. Von 1973 bis 1975 war er Leiter einer Arbeitsgruppe am Friedrich-Miescher-Laboratorium in Tübingen und wurde 1975 als Ordentlicher Professor an das Institut für Biochemie der Universität Würzburg berufen. Seit 1979 ist Oesterhelt Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried und Honorarprofessor an der LMU in München.

Die Stiftung Werner-von-Siemens-Ring wurde 1916 anlässlich des 100. Geburtstages von Werner von Siemens gegründet mit dem Ziel, bedeutende Leistungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaft und Technik zu fördern. Alle drei Jahre verleiht die Stiftung an herausragende Wissenschaftler einen Ehrenring. Vor Dieter Oesterhelt erhielten Persönlichkeiten wie Wernher von Braun, Carl von Linde, Carl Bosch und Ludwig Boelkow die Auszeichnung. Mit Dieter Oesterhelt wird erstmals ein Biochemiker geehrt.

Wichtige Hinweise:

Die Feierstunde findet am 13. Dezember um 16 Uhr in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Marstallplatz 8 in München, statt. Rundfunk und Fernsehteams müssen ihre eigenen Stromaggregate mitbringen.

Kontakt:

Eva-Maria Diehl, Öffentlichkeitsarbeit, Max-Planck-Institut für Biochemie

Tel. 089/8578-2824, Fax 089/8578-2943, E-Mail: diehl@biochem.mpg.de

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