Zwei ERC Advanced Grants für MPIB-Direktoren 

Elena Conti und F. Ulrich Hartl, Direktoren am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried erhalten jeweils eine ERC-Förderung im Wert von jeweils 2,1 Millionen Euro.
 

Elena Conti, Direktorin der Abteilung „Zelluläre Strukturbiologie“ und F. Ulrich Hartl, Direktor der Forschungsabteilung „Zelluläre Biochemie“ am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried erhalten eine ERC-Advanced-Förderung vom Europäischen Forschungsrat (ERC) im Wert von jeweils 2,1 Millionen Euro. Elena Conti wird mit ihrer Arbeitsgruppe im Projekt GOVERNA sogenannte Boten-Ribonukleoproteinpartikel erforschen. Diese großen Molekülkomplexe enthalten mRNA und diverse Proteine. F. Ulrich Hartl wird mit seinem Team im Projekt INSITUFOLD die grundlegenden dynamischen Funktionen des Chaperonsystems und ihr Zusammenspiel mit Interaktionspartnern in lebenden Zellen in Echtzeit erforschen.
 

Projekt GOVERNA
Boten-Ribonukleninsäuren, kurz mRNAs, enthalten die Erbinformation, die den Aufbau von herzustellenden Proteinen bestimmen. Sie werden im Zellkern von der DNA abgelesen und an die Protein-Synthesemaschinerie im Zellplasma geleitet, dem Ort, an dem die mRNA abgelesen und in Aminosäureketten übersetzt wird.

Schon während ihrer Herstellung binden verschiedene Proteine an die mRNA Stränge und bilden so Komplexe, die Boten-Ribonukleoproteinpartikel, sogenannte mRNPs. In den letzten Jahrzehnten hat Elena Conti und ihr Team den komplizierten Aufbau von großen, zentralen Maschinerien wie dem Exosom entschlüsselt, eine Proteinstruktur, die mRNAs abbauen. In ihrem aktuellen Projekt GOVERNA wird sie mithilfe des neusten Standes der Technik den dreidimensionalen Aufbau von vielen weiteren Proteinen erforschen, die in dynamischer und vielfältiger Weise mit den mRNAs in Verbindung stehen. Das Wissen über ihren Aufbau, ihr Zusammenspiel und die Funktionsweise wird helfen, die grundlegenden Lebenszyklen von mRNAs in Zellen zu verstehen. Angesichts der jüngsten Entwicklungen bei mRNA-basierten Therapeutika ist die Erforschung der mRNPs besonders aktuell und relevant.

Projekt INSITUFOLD
Molekulare Chaperone sind Proteine, die anderen Proteinen helfen sich in ihre stabile funktionale Struktur zu falten. Störungen dieser grundlegenden zellulären Funktionen führen zu einem Zusammenbruch des Proteingleichgewichts und begünstigen die Ausbildung von Krankheiten, wie Alzheimer und Parkinson, die mit der Verklumpung von Proteinen einhergehen.

Der aktuelle Stand der Erkenntnis über die Mechanismen einzelner Chaperonsysteme, wie z. B. der Hsp70 und der Chaperonine, basieren vorwiegend auf der Untersuchung ihrer Funktionen und Strukur im Reagenzglas. In seinem neuen Projekt INSITUFOLD wird F. Ulrich Hartl zusammen mit seinem Team die Chaperonmaschinerie in lebenden Zellen untersuchen. Dies wird besonders durch aktuelle Entwicklungen im Bereich der Mikroskopie ermöglicht, die auch am MPI für Biochemie in den vergangenen Jahren vorangetrieben wurden.

Elena Conti und Ulrich Hartl sagen: „Unsere beiden Projekte werden sich gegenseitig ergänzen, um die grundlegenden Prinzipien der Genexpression zu erforschen, angefangen bei der Boten-RNA bis hin zur Proteinproduktion.“

Über Elena Conti
Die Professorin Elena Conti studierte Chemie an der Universität Pavia in Italien. 1997 promovierte sie auf dem Gebiet der Proteinkristallografie am Imperial College in London. Nach ihrer Postdoktorandenzeit im Labor von John Kuriyan an der Rockefeller Universität in New York, USA wurde sie 1999 Gruppenleiterin am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie, EMBL, in Heidelberg. Dort konzentrierte sich ihr Forschungsinteresse auf Mechanismen des RNA-Exports in das Zellplasma, sowie die Struktur und Funktion der daran beteiligten molekularen Maschinen. Seither erforscht sie die Aufgaben und den Verbleib der RNA im Zellplasma. 2006 wurde sie Direktorin und wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München. Hier leitet sie die Abteilung „Zelluläre Strukturbiologie“. Seit 2007 ist sie Honorarprofessorin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Conti erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2008 den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis und 2014 den Louis-Jeantet-Preis für Medizin.

Über F. Ulrich Hartl
F. Ulrich Hartl studierte Medizin an der Universität Heidelberg, wo er anschließend auch promovierte. Als wissenschaftlicher Assistent und später dann Gruppenleiter, wechselte er zu Walter Neupert an die Ludwig-Maximilians-Universität München. Ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglichte ihm einen ersten Forschungsaufenthalt an der University of California, Los Angeles. Als Professor und Investigator des Howard Hughes Medical Institutes war er am Sloan-Kettering Institute und an der Cornell University in New York tätig. Im Jahr 1997 gelang es der Max-Planck-Gesellschaft den hochrangigen Wissenschaftler wieder nach Deutschland zurückzuholen. Seither leitet er am Max-Planck-Institut für Biochemie die Abteilung „Zelluläre Biochemie“. In den letzten Jahren wurden ihm eine Vielzahl von Wissenschaftspreisen verliehen. Dazu zählen unter anderem der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis 2002, der Albert-Lasker-Preis 2011 für grundlagenmedizinische Forschung, der Shaw-Preis 2012 zusammen mit Arthur L. Horwich und der Albany-Medical-Center-Preis 2016 zusammen mit Horwich und Susan Lee Lindquist. 2018 wurde Hartl in die Hall of Fame der deutschen Forschung aufgenommen, 2019 erhielt er den Dr. Paul Janssen-Preis und den Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis. 2020 wurde er mit dem Breakthrough-Preis ausgezeichnet.

Über den ERC
Der Europäische Forschungsrat, ERC, wurde 2007 von der Europäischen Union etabliert und ist die erste europäische Förderorganisation für herausragende Forschung. Jedes Jahr wählt und finanziert der ERC die besten und kreativsten Forscher:innen verschiedenster Nationalitäten und jeden Alters, damit diese ihre Projekte in Europa durchführen können. Der ERC vergibt vier Arten von Stipendien: den „Starter-Grant“, den „Consolidator Grant“, den „Synergy Grant“ und den „Advanced Grant“. Der „Advanced Grant“ fördert etablierte und unabhängige Top-Wissenschaftler:innen, die auf ihrem jeweiligen Forschungsfeld führend sind. Mehr Informationen finden sie hier.

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