Max-Planck-Direktorin erhält bayerischen Maximiliansorden
Viele technische Entwicklungen im Bereich der Biophysik ermöglichen es, zelluläre Prozesse mit höchster Genauigkeit bis auf die Ebene einzelner Moleküle zu verfolgen. Da biologische Zellen aber sehr komplex aufgebaut sind, ist es schwierig, die allgemein für das Leben essenziellen Abläufe zu definieren. Genau dieser Forschungsfrage hat sich Petra Schwille verschrieben. - Welche Minimalausstattung braucht eine Zelle zum Leben? - Um die fundamentalen Eigenschaften von Zellen als minimalen Einheiten des Lebens zu erkennen und zu verstehen, baut sie zelluläre Abläufe in einer dramatisch vereinfachten zellfreien Umgebung nach und unterzieht sie dabei exakten biophysikalischen Untersuchungen, wie sie in der Zelle selbst oft so nicht möglich wären. In ihrem Team verwenden die Forscher dabei den so genannten „Bottom-up“-Ansatz der Synthetischen Biologie. „Wir hoffen, dass wir mit diesem Ansatz die minimalen Voraussetzungen für zelluläres Leben entschlüsseln und nachstellen können – mit dem Ziel, eine so genannte künstliche ‚Protozelle‘, die Urform einer Zelle, zu bauen“, sagt Schwille.
Über Petra Schwille
Petra Schwille studierte Physik und Philosophie an den Universitäten Stuttgart und Göttingen und promovierte bei Nobelpreisträger Manfred Eigen am Max-Planck-Institut (MPI) für biophysikalische Chemie. Nach einem Postdoc-Aufenthalt an der Cornell University, Ithaca, New York, USA, kehrte sie 1999 nach Deutschland und ans MPI für biophysikalische Chemie zurück, wo sie ihre eigene Nachwuchsgruppe leitete. 2002 folgte sie einem Ruf auf den Lehrstuhl für Biophysik am Biotechnologischen Zentrum (BIOTEC) der Technischen Universität Dresden, den sie bis April 2012 innehatte. Seit 2011 ist sie Direktorin am MPI für Biochemie und leitet die Arbeitsgruppe „Zelluläre und molekulare Biophysik“. Seit 2012 ist sie außerdem Honorarprofessorin an der Fakultät für Physik der LMU. Petra Schwille wurde mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Philip Morris Forschungspreis 2004 und dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2010 der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Neben ihren wissenschaftlichen Tätigkeiten wird Petra Schwille gern auch als Expertin zu naturwissenschaftlichen, philosophischen und gesellschaftlichen Themen auf Kulturveranstaltungen eingeladen, ist als Mutter mit drei Kindern im Mentoring für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktiv und für Zukunftsfragen in den Medien sehr gefragt.
Über den Maximiliansorden
Der Maximiliansorden ist die höchste Auszeichnung des Freistaates Bayern und wird alle zwei Jahre verliehen. Er wurde 1853 von König Maximilian II. von Bayern gestiftet. Die Zahl der lebenden Ordensträger soll nicht 100 Trägern überschreiten. Nach der Verleihung in diesem Jahr gibt es 85 Ordensträger. Insgesamt wurde der Orden seit 1853 an 573 Personen verliehen. Die Auszeichnung wird auch als Aufnahme in die Ordensgemeinschaft verstanden. Alle Träger des Ordens werden vom Ministerpräsidenten zu Festsitzungen eingeladen um den wissenschaftlichen und künstlerischen Gedankenaustausch zu ermöglichen und zu fördern.