F.-Ulrich Hartl wird in Hall of Fame der deutschen Forschung aufgenommen
F.-Ulrich Hartl, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, wurde in die Hall of Fame der deutschen Forschung aufgenommen. Die seit 2009 vom Manager Magazin eingeführte Ehrung würdigt Hartl als Pionier auf dem Gebiet der zellulären Proteinchemie. Hartl zeigte zusammen mit Kollegen aus den USA, dass sich neu entstandene Proteine nicht spontan falten, sondern Proteinfaltungshelfer, sogenannte Chaperone, benötigen. Somit wurde ein zentrales Dogma widerlegt, wonach sich Proteine in Zellen, wie im Reagenzglas, spontan falten. Seine Forschung zeigt auch, dass fehlgefaltete Proteine ein zentraler Bestandteil von neurodegenerativen Krankheiten, wie Alzheimer oder Parkinson sind und mit Fehlfunktionen von Proteinfaltungshelfern in enger Verbindung stehen.
Proteine, kleine molekulare Maschinen in den Zellen, übernehmen unzählige Aufgaben. Neu hergestellte Proteine müssen nach ihrer Produktion in spezifische, dreidimensionale Strukturen gefaltet werden. In den achtziger Jahren zeigte Hartl zusammen mit Kollegen, dass sich neu hergestellte Proteine nicht spontan in ihre funktionale Form falten, sondern Proteinfaltungshelfer, die Chaperone, benötigen. Dies widersprach der damals gängigen Meinung.
Die Forscher entdeckten, dass bestimmte Chaperone käfigähnliche „Faltungs-maschinen“ sind. Sie bieten den neu hergestellten Proteinen eine schützende Umgebung, die ihnen eine Faltung in ihre funktionelle Form ermöglicht. Fehlgefaltete Proteine sind eine Hauptursache für schwerwiegende neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson. Des Weiteren spielen Fehler in der Proteinfaltung eine entscheidende Rolle beim Altern.
Das Manager Magazin ehrt mit der Hall of Fame der deutschen Forschung Wissenschaftler, die durch ihre Leistung den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Deutschland voran gebracht haben. Die Ehrung wurde im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung in Darmstadt mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik bekannt gegeben. Die Laudatio auf Hartl hielt der Gründungs-Generalsekretär des Europäischen Forschungsrates (ERC) Ernst-Ludwig Winnacker, ebenfalls Laureat der Hall of Fame der deutschen Forschung und externes wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Biochemie. Nach Feodor Lynen als historischem Laureat und Axel Ullrich im Jahr 2012 ist Hartl der dritte Preisträger aus dem Max-Planck-Institut für Biochemie.
Über F.-Ulrich Hartl
F.-Ulrich Hartl wurde 1957 geboren und studierte Medizin an der Universität Heidelberg, wo er anschließend auch promovierte. Als wissenschaftlicher Assistent und dann Gruppenleiter wechselte er zu Walter Neupert an die Ludwig-Maximilians-Universität München. Ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglichte ihm einen ersten Forschungsaufenthalt an der University of California, Los Angeles. Als Professor und Investigator des Howard Hugh Medical Institute war er am Sloan-Kettering Institute und an der Cornell University in New York tätig. Im Jahr 1997 gelang es der Max-Planck-Gesellschaft den hochrangigen Wissenschaftler wieder nach Deutschland zurückzuholen. Seither leitet er am Max-Planck-Institut für Biochemie die Abteilung „Zelluläre Biochemie“. In den letzten Jahren wurden ihm eine Vielzahl von Wissenschaftspreisen zuerkannt, unter anderem, 2002 der Gottfried Wilhelm Leibniz Preis, 2011 der Albert-Lasker-Preis für grundlagenmedizinische Forschung und 2012 der Shaw-Preis zusammen mit Arthur L. Horwich und 2016 der Albany Medical Center-Preis zusammen mit Horwich und Susan Lee Lindquist.