Karsten Borgwardt wird Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie
Der Bioinformatiker Karsten Borgwardt wird Direktor und Leiter der Abteilung für Maschinelles Lernen und Systembiologie am Max-Planck-Institut für Biochemie.
Martinsried. Im Jahr 2013 wurde Prof. Dr. Karsten Borgwardt, im Alter von 32 Jahren, mit dem hoch dotierten Alfried Krupp-Förderpreis ausgezeichnet. 2018 zählte ihn der FOCUS zu 25 Deutschen, die die nächsten 25 Jahre prägen können. Nun gelang es der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), ihn als Direktor an das Max-Planck-Institut (MPI) für Biochemie zu berufen. Ab Februar 2023 wird Karsten Borgwardt hier die Abteilung für Maschinelles Lernen und Systembiologie leiten. „Ich freue mich schon sehr darauf, mit meiner Abteilung Teil des großartigen biomedizinischen Campus in Martinsried zu werden. In der biologischen Forschung werden enorme Datenmengen generiert und das maschinelle Lernen hat das Potenzial, hieraus neue Erkenntnisse zu gewinnen“, sagt Borgwardt.
Aktuell ist Karsten Borgwardt ordentlicher Professor für Maschinelles Lernen und Bioinformatik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich. Zum 1. Februar 2023 wird er seine neue Position als Direktor am MPI für Biochemie in Martinsried bei München antreten. Dort wird der Schwerpunkt seiner Abteilung für Maschinelles Lernen und Systembiologie auf den Gebieten Bioinformatik, Biomarkerentdeckung und personalisierte Medizin liegen. Durch diese Abteilung wird das Forschungsspektrum am MPI für Biochemie erweitert.
„Wir sind begeistert, mit Karsten Borgwardt einen führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet des Maschinellen Lernens in Martinsried willkommen zu heißen und es freut uns, dass er sich für unser Institut und unseren Campus entschieden hat. Die möglichen Bezüge seiner Arbeiten zu unseren Forschungsthemen sind vielfältig und wir sehen vielen spannenden Kooperationen entgegen“, sagt Petra Schwille, Geschäftsführende Direktorin des MPI für Biochemie, über die Berufung ihres neuesten Kollegen.
Das Verständnis biologischer Abläufe erfordert Kenntnisse über verschiedene biologische Einheiten, wie die DNA, Messenger-RNA, oder auch Proteine. All diese Makromoleküle bestehen aus Aneinanderreihungen einzelner Grundbausteine und stehen dabei auf vielen Ebenen, wie in einem Netzwerk, in Beziehung zueinander. So können zum Beispiel Krankheiten daraus resultieren, dass Mutationen der Erbinformation auftreten, oder bestimmte Proteine nicht mehr richtig funktionieren und dadurch die Funktion des biologischen Systems als Ganzes beeinträchtigt wird. Mit experimentellen Verfahren können heutzutage solche biologischen Systeme auf vielfältige Weise untersucht werden, wobei sehr umfangreiche Datensätze entstehen. Mit Hilfe der Forschungsansätze von Karsten Borgwardt können diese Datenmengen systematisch analysiert und interpretiert werden. Die personalisierte Medizin verfolgt mit diesen Verfahren zum Beispiel das Ziel, vorherzusagen, ob ein Individuum auf die Behandlung mit einem Medikament ansprechen wird.
Über Karsten Borgwardt
Karsten Borgwardt (geb. 1980) schloss 2003 einen Masterkurs in Biologie an der Universität Oxford und 2004 den Diplomstudiengang in Informatik an der Ludwig-Maximilians-Universität München ab. Während seines Studiums in München, Oxford und Canberra war er Stipendiat der Stiftung Maximilianeum, wie auch der bayerischen Begabtenförderung und der Studienstiftung des deutschen Volkes. Für seine Doktorarbeit am Institut für Informatik der Ludwig-Maximilians-Universität München im Jahr 2007, wurde er mit dem Heinz-Schwärtzel-Dissertations-Preis der Münchner Universitäten ausgezeichnet. Nach einer Tätigkeit als PostDoc in Cambridge wurde Karsten Borgwardt 2008 Forschungsgruppenleiter für Maschinelles Lernen und Bioinformatik des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik und des ehemaligen Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie (seit 2022 MPI für Biologie) in Tübingen. 2011 wurde er zusätzlich zum Professor für Data-Mining in den Lebenswissenschaften im Fachbereich Informatik der Eberhard Karls Universität Tübingen ernannt. 2013 erhielt er den mit einer Million Euro dotierten Alfried Krupp-Förderpreis und 2014 einen Starting Grant des Schweizer Nationalfonds. Karsten Borgwardt koordinierte mehrere große Forschungsprogramme auf nationaler und internationaler Ebene im Bereich Maschinelles Lernen in der Medizin, darunter zwei Marie-Curie-Doktorandenprogramme und die Personalized Swiss Sepsis Study zur Vorhersage von Sepsis durch maschinelles Lernen. Er verließ die MPG im Jahr 2014, um eine außerordentliche Professur an der ETH Zürich im Department Biosysteme in Basel anzutreten. 2017 wurde er dort zum ordentlichen Professor befördert. 2023 kehrt Karsten Borgwardt nun als Direktor und Wissenschaftliches Mitglied in die Max-Planck-Gesellschaft zurück.
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